Interview mit GBAA CEO Andreas Mundsinger

In der Herbstausgabe des IDRF Newletters spricht Andreas Mundsinger über die Bedeutung regionaler Flughäfen für die Geschäftsluftfahrt, deren Entwicklung und die Resonanz auf die “Mobilitätsstudie” aus dem Jahr 2018. Der GBAA Geschäftsführer teilt seine Erwartungen für die erste gemeinsame Mitgliedertagung der beiden Verbände, GBAA und IDRF, vom 9. bis 10. Oktober 2019. 

Im Fokus der Tagung steht für ihn die bessere Nutzung der Synergien, die sich aus der Zusammenarbeit der Verbände ergeben. Die Kommunikation über die Vorteile der regionalen Luftfahrt und der Mobilitätsbedürfnisse im regionalen Raum ist für alle Akteure der dezentralen Luftfahrt eine wichtige Aufgabe. Weiterhin wird das Thema klimaneutrales Wachstum im Zusammenhang mit der Reduzierung des CO2 Ausstoßes während der Tagung auf der Agenda stehen. 

Die Herbstausgabe des IDRF Newsletters finden Sie hier und das vollständige Interview ebenfalls nachfolgend: 

IDRF: Welche Bedeutung haben regionale Flugplätze für die Geschäftsluftfahrt?

Andreas Mundsinger: Regionale Flugplätze haben eine sehr große Bedeutung und spielen eine wichtige Rolle innerhalb der Luftfahrt, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Mit Hilfe der dezentralen Flugplätze bieten wir unseren Passagieren einen großen Vorteil an, denn wir können nahe am Standort des Unternehmens Passagiere an Bord nehmen und somit auch wieder möglichst nahe am Zielort landen. Diese kurzen Wege reduzieren die Reisezeit und erhöhen die Produktivität der Mitarbeiter. Ohne unnötige Wartezeiten an Sicherheitskontrollen und überfüllten Abfluggates der Flughäfen und ohne Umsteigen reisen die Passagiere flexibel und individuell. Der Flugplan passt sich dem Terminkalender der Passagiere an!

Dafür benötigt die Business Aviation allerdings ein dichtes und funktionierendes Flugplatznetz. Regionale Flugplätze unterstützen die Anbindung von entfernten oder wenig erschlossenen Wirtschaftsregionen an die vorhandenen Märkte. Wie es um das Flugplatznetz bestellt ist, haben wir mit der im Jahr 2018 erschienen Studie „Dezentrale Luftfahrt in Deutschland“, die wir mit der IDRF zusammen in Auftrag gegeben haben, ausgiebig untersucht. Die Studie zeigt, dass 21 % der Weltmarktführer außerhalb der Ballungsräume sitzen! Dezentrale Flugplätze haben durchaus das Potenzial, die großen Verkehrsflughäfen zu entlasten. Und darüber hinaus existiert ein breites Netz an sonstigen Flugplätzen, Hubschrauberlandeplätzen und Segel- sowie Ultraleichtfluggeländen zur Sicherstellung höchst unterschiedlicher Verkehrszwecke, die durch den Linien- und Urlaubsverkehr nicht abgedeckt werden. Neben der Geschäfts- und Werksluftfahrt (Business Aviation) gibt es dort Ambulanzflugverkehr, Schulflug und Pilotenausbildung oder sind sogar Basis für technologische Neuentwicklungen von Luftfahrzeugen und Antriebstechnologien.

IDRF: Die GBAA hat sich finanziell und mit „Manpower“ bei der Erstellung und Verbreitung der „Mobilitätsstudie der dezentralen Luftfahrt“ eingebracht. Wie ist die Resonanz bisher? War das Projekt aus Ihrer Sicht ein Erfolg?

Andreas Mundsinger: Ja ganz klar, dieses Projekt ist meiner Ansicht nach ein toller Erfolg! Die Resonanz ist sehr gut. Auch in den Medien finden wir verstärkt Beachtung, zuletzt in der aktuellen Ausgabe 08/2019 des Aerokuriers. Die Beauftragung des DLR e.V zur Erstellung der Studie war der richtige Schritt. Damit haben wir uns Gehör verschaffen können und wir bemerken, dass über dieses Thema immer wieder direkt und indirekt berichtet wird. Es ist sehr wichtig, dass wir jeden Tag „da draußen“ für diese Sache – unsere gemeinsame Sache der GBAA und IDRF, den dezentralen Luftverkehr und seinen Nutzen und Vorteile – einstehen und uns nicht verdrängen lassen. Das geht nur gemeinsam, wenn wir alle aktiv mitwirken. Dafür bitte ich alle Mitglieder beider Verbände mitzuhelfen!

IDRF: Wie wird sich die Geschäftsluftfahrt in den nächsten Jahren entwickeln und welche Rolle spielen dabei die regionalen Flugplätze?

Andreas Mundsinger: Diese Frage ist schwierig zu beantworten und wir hoffen, dass sich die Geschäftsluftfahrt weiterhin positiv entwickelt. Die Wahrnehmung unseres Industriezweigs ist nicht gerade ideal, denn wir werden immer als „Champagnerflieger“ bezeichnet. Umso wichtiger ist es, ständig den Nutzen und die Vorteile zu kommunizieren. Den 25 Hauptverkehrsflughäfen stehen 935 dezentrale Flugplätze gegenüber. Doch leider haben die dezentralen Flugplätze weder Priorität noch werden sie im Luftverkehrskonzept der Bundesregierung aus dem Jahr 2017 tiefergehend behandelt. Das ist zu kurzsichtig gedacht, denn Flugplätze haben – wie auch andere Standortfaktoren – einen erheblichen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung einer Region. Besonders die Unternehmen, die nahe an einem Flugplatz ihren Standort haben, profitieren davon.

IDRF: Im Herbst steht erstmals eine gemeinsame Mitgliedertagung der GBAA und IDRF an. Was für Erwartungen haben Sie?

Andreas Mundsinger: Die gemeinsame Tagung steht für „Synergien der dezentralen Luftfahrt“ und Synergien haben beide Verbände definitiv! Die gilt es zu bündeln, um der Öffentlichkeit die Wichtigkeit einer funktionierenden Luftverkehrsinfrastruktur nahe zu bringen. Die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen unseres Landes sind so groß wie nie und zur Mobilität gehört nun mal die Luftfahrt dazu.

Ich hoffe, dass wir bei dieser Tagung auch mehr über die Möglichkeiten erfahren, wie wir aktiv zur Reduzierung des CO2 Ausstoßes in Zukunft beitragen können – schließlich müssen wir bei all der Wichtigkeit des dezentralen Luftverkehrs, klimaneutrales Wachstum beachten.